12.12.2022
BDH-Klinik nutzt Virtual-Reality-Brille für therapeutische Zwecke
Seit August 2022 verfügt die BDH-Klinik Vallendar über eine Virtual-Reality-Brille, die im ergotherapeutischen Bereich zum Einsatz kommt. Mit dem Virtual-Reality-Therapiesystem der Firma CUREosity, das vor allem für Schlaganfall-Patienten geeignet ist, können sensorische und motorische Fähigkeiten der oberen Extremität spielerisch trainiert werden. Außerdem ist ein Training der Aufmerksamkeitsregulation sowie kognitiver Fähigkeiten möglich.
Bislang wird die VR-Brille in der BDH-Klinik hauptsächlich von der Ergotherapeutin Angelina Sinerius genutzt, die im Bereich der medizinischen Rehabilitation arbeitet. Im Mai hatte Sinerius an einer ersten Schulung in der Klinik teilgenommen, in deren Anschluss die Brille für drei Wochen als Leihgabe im Haus zur Verfügung stand. Nach der Anschaffung einer klinikeigenen Brille im August fand nun Ende November eine Schulung für alle Mitarbeitenden der Ergotherapie statt. Da das Therapiekonzept auch für Frühreha-Patienten geeignet ist, soll die Brille zukünftig auch auf diesen Stationen eingesetzt werden.
Das Virtual-Reality-Therapiesystem verfügt über sechs verschiedene Module. Im Modul „Finger“ wird etwa beim Luftballon zerplatzen lassen spielerisch die Feinmotorik von Fingern und Händen trainiert sowie im Modul „Daily“ alltägliche Tätigkeiten wie das Waschen und Schneiden von Gemüse in der Küche geübt. Im Relax-Modus kann der Patient an verschiedene Orte – beispielsweise in einen Wald, auf einen Canyon oder an einen Strand – versetzt werden und dort zur Entspannung Minispiele, wie Bogenschießen oder Ball spielen, oder ein Atemtraining absolvieren.
„Man kann bei jedem Patienten einen Test durchführen, bei dem geprüft wird, wo die Schwierigkeiten liegen“, erklärt Ergotherapeutin Angelina Sinerius. „Danach kann man auch einen Trainingsplan erstellen, der automatisch durchläuft. Ich beobachte dann und greife nur ein, wenn etwas nicht gut läuft.“
Zum System gehören neben der VR-Brille zwei Controller und ein Tablet. Auf letzterem kann Sinerius „durch die Augen ihres Patienten“ blicken und so verfolgen, was er macht. Zudem kann sie darauf Tabellen einsehen, die etwa den Bewegungsradius, die Reaktion und die Genauigkeit sowie die Ausführung der Aufgaben mit links und rechts dokumentieren. „So sehe ich, wo die Schwierigkeiten liegen, und kann demnach die Therapie anpassen“, so Sinerius. „Ich kann aber auch den Automodus laufen lassen, da erkennt das System selber, wie gut der Patient ist. Je besser er wird, desto schwieriger werden die Aufgaben.“
In einigen Modulen kann man an Stelle der Controller die eigenen Hände benutzen. In der Brille befindliche Kameras projizieren dann die Bewegungen der Hände in die Brille hinein. Bei anderen Modulen ist dies zurzeit nicht möglich. „Das soll aber noch geändert werden“, weiß Sinerius. „Denn für Patienten, die eine Spastik in der Hand haben, funktioniert ein Controller natürlich nicht.“ Das System wird entsprechend der Wünsche und Bedürfnisse von Patienten, Therapeuten, Ärzten und Wissenschaftlern stetig optimiert.
„Man kann das System wirklich individuell an den Patienten anpassen,“ betont Sinerius immer wieder. „Wenn ich zum Beispiel einen Hemiparesen-Patient habe, kann ich das vorher schon einstellen, dass nur die rechte oder linke Hand funktioniert.“ In allen Modulen wird jede Aufgabe vorher immer erklärt – die VR-Brille spricht mit dem Patienten – und man sieht es auch nochmal bildlich. Zudem gibt die Brille den Patienten auch motivierende Rückmeldungen wie „Das haben Sie super gemacht!“, „Prima!“ oder „Woah, das war klasse!“.
Sinerius setzt die Brille regelmäßig bei geeigneten Patienten ein, wenn diese Einschränkungen in der oberen Extremität aufweisen. Die VR-Brille bringt Abwechslung in den Reha-Alltag und kommt bei Jung und Alt gut an. Von ihren Patienten im Alter von 20 bis 80 Jahren erhielt Sinerius bislang ausschließlich positive Rückmeldungen.
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