03.03.2023
Filmbericht wurde gestern Abend ausgestrahlt
Vor drei Wochen hat ein Filmteam einen Tag lang in der Medizinisch-Beruflichen Rehabilitation (MBR) der BDH-Klinik Vallendar für das Wissensmagazin „Galileo“ gedreht. Im Mittelpunkt stand dabei der 26-jährige Horst Böhmer, der seit einer Hirnblutung im Jahre 2015 unter der Sprachstörung Aphasie leidet und seit November Rehabilitand in der Vallendarer Einrichtung ist. Der fertige Fernsehbeitrag wurde jetzt in der gestrigen „Galileo“-Folge vom 2. März ausgestrahlt.
Am Mittwoch, 8. Februar, drehte das dreiköpfige Filmteam, bestehend aus Redakteurin, Kameramann und Tonmann, in der MBR von morgens bis spätnachmittags Szenen für die reportageartige Berichterstattung über den jungen Mann mit der durch einen Schlaganfall ausgelösten Aphasie. Horst Böhmer versteht zwar wieder vieles, was gesprochen wird, ihm selbst fehlen aber oft die Worte, um ausführlich zu reagieren.
Nach einer Vorbesprechung mit MBR-Leiterin Birgit Heider-Neideck und einleitenden Dreharbeiten vor dem Gebäude, im Eingangsbereich, im Treppenhaus und auf den Fluren stand im neuropsychologischen Therapieraum mit computergestützten Therapieverfahren das erste große Setting an. „Für den Dreh haben wir uns dazu entschieden, den therapeutischen Teil einer Gruppensitzung zu zeigen, jedoch ohne die Anwesenheit der anderen Teilnehmer“, so Diplom-Psychologe Björn Brederecke, bei dem Horst wöchentlich an Einzel- und Gruppensitzungen teilnimmt. Gefilmt wurde dieser bei einer Übung zur „Geteilten Aufmerksamkeit“, einem kognitiven Teilleistungsbereich, indem er bereits gute Fortschritte gemacht hat. Im anschließenden Interview mit der Redakteurin erklärte Brederecke, dass die geteilte Aufmerksamkeitsleistung sich durch die Hirnblutung 2015 zunächst in einem weit unterdurchschnittlichen Bereich befand, über die Zeit hinweg sowie mit Unterstützung durch die kognitive Therapie jedoch gebessert werden konnte.
Nach der Mittagspause stand Horsts einmal wöchentlich stattfindende logopädische Einzeltherapie auf dem Plan. „Beim Filmdreh habe ich mit Horst in der App ‚Let me talk‘ gearbeitet, mit dem Ziel, auszutesten, ob der Einsatz ‚Unterstützter Kommunikation‘ für ihn im beruflichen Umfeld in Frage kommt“, erklärt Michael Gombert, der Leiter der Logopädie. Für ihn waren die Dreharbeiten eine ganz neue, aber durchaus positive Erfahrung. „Der Kontakt zum Filmteam war angenehm, was die selbstverständlich auch vorhandene Aufregung gelindert hat“, berichtet er. „Gerade während der Therapie mit Fokus auf Horst und im anschließenden Interview, was eher Gesprächscharakter hatte, konnte ich die Tatsache, dass ich aufgenommen werde, zumindest temporär ausblenden.“
Den ganzen Tag über die Ruhe selbst war Hauptprotagonist Horst, von Nervosität war bei ihm nichts zu spüren. Aufgeregt sei er mit 15 Jahren beim Drehen seiner ersten YouTube-Videos gewesen, jetzt nicht mehr. Dies war allerdings auch nicht sein erster Filmdreh. So berichteten in den vergangenen Jahren bereits SAT.1 und das journalistische Videoformat „reporter“ über Horsts Schlaganfall in jungen Jahren und sein Leben mit der Sprachstörung Aphasie und seiner Halbseitenlähmung rechts. Während Horst auf seinem YouTube-Kanal „NEX blacky/friends“ früher Computerspiele kommentierte und seine Spielfortschritte mit anderen teilte, fing er ein Jahr nach seinem Schlaganfall an, dort seine gesundheitlichen Fortschritte zu dokumentieren und zu teilen.
Letzter wichtiger Drehort in der MBR war nachmittags die Metallwerkstatt. „Herr Böhmer zeigte dem Filmteam seine ersten Kenntnisse im Programm ‚SolidWorks‘, in dem man 3D-Zeichnungen vornehmen kann“, weiß Berufspädagoge Wolfgang Theis, der seinen ersten Filmdreh trotz Aufregung in guter Erinnerung hat. Auf eine gewisse Erfahrung zurückgreifen konnte Björn Brederecke, der vor einigen Jahren bereits bei dem Imagefilm der BDH-Klinik mitgewirkt hat. „Da die Neuropsychologie als fester Bestandteil der Sendung geplant, mein Beitrag also nicht austauschbar war, und ‚Galileo‘ sicher ein größeres Publikum erreichen wird als der Imagefilm, war ich aber natürlich trotzdem angespannt“, so der Diplom-Psychologe.
Da das Filmteam sehr interessiert und bemüht wirkte, sich ein umfangreiches Wissen und Verständnis von der Geschichte, Erkrankung und den Fortschritten von Horst Böhmer anzueignen und eine lockere Atmosphäre herrschte, war der Dreh für alle beteiligten Mitarbeitenden der BDH-Klinik Vallendar ein positives Erlebnis. „Es wäre schön, wenn Horsts Message über den Beitrag in ‚Galileo‘ viele Menschen erreichen würde“, so Michael Gombert. „Er ist ein tolles Vorbild dafür, wie man trotz erheblicher Einschränkungen sprachlicher Natur dennoch mitten im Leben stehen kann. Er möchte andere ermutigen, aber auch die Gesellschaft für Menschen mit Aphasie und deren Nöte sensibilisieren.“
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