11.05.2023
Roman Derr hat endlich wieder ein eigenes Zuhause
Im Juni 2020 wurde Roman Derr durch einen schweren Unfall jäh aus seinem bisherigen Leben gerissen. Was folgte, waren Aufenthalte in verschiedensten Krankenhäusern – darunter auch der BDH-Klinik Vallendar – und einem Pflegeheim. Zweieinhalb Jahre lang kämpfte seine Mutter Antonia Derr dafür, dass der bald 33-Jährige, der seit dem schicksalhaften Tag pflegebedürftig ist, endlich wieder ein eigenes Zuhause hat.
Roman Derr wurde am 7. Juni 2020 bei einem Verkehrsunfall auf der B 42 in Vallendar schwerstverletzt und lag danach mehrere Wochen im Koma. Zunächst wurde er ins Marienhaus Klinikum St. Elisabeth in Neuwied eingeliefert, danach im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz behandelt. Im Juli 2020 kam er erstmals in die BDH-Klinik Vallendar, lag dort in einem Intensivpflegezimmer auf der Station B2. „Während des Aufenthaltes in Vallendar gab es die ersten Anzeichen dafür, dass Roman aus dem Koma aufwacht“, erinnert sich seine Mutter Antonia Derr. „Im Entlassungsbrief stand schon, dass sie uns empfehlen, eine Intervall-Reha zu beantragen.“
Doch aufgrund seines Zustandes – Roman lag damals noch im Wachkoma – bekam Antonia Derr von einer angefragten Klinik nach der anderen eine Absage. „Das war wirklich schlimm. Ich habe fast schon die Hoffnung verloren“, so die Mittfünfzigerin. Zu diesem Zeitpunkt lebte ihr Sohn seit dem 4. September 2020 im St. Josefshaus in Hausen. Da sie immer Angst davor hatte, Roman könne das Gefühl bekommen, man habe ihn abgeschoben, besuchte sie ihn so oft wie sie konnte, fuhr 800 Kilometer in der Woche. „Das erste, was ich immer zu ihm gesagt habe, war: ‚Roman, du schaffst das!‘, ‚Roman, du kannst das!‘, ‚Roman, ich bin da, wir sind zusammen!‘, ‚Roman, wir haben Freunde!‘“, erzählt die gebürtige Kasachin.
Durch die Krankenkasse bekam Roman schließlich einen Reha-Platz im Neurologischen Rehabilitationszentrum Godeshöhe in Bonn. Doch Antonia Derr hat den sechswöchigen Aufenthalt ihres Sohnes dort im Jahre 2021 in keiner guten Erinnerung. Auf der Station habe Coronaverdacht bestanden. „Zwei, drei Wochen durfte keiner zu Roman ins Zimmer, keine Therapeuten, ich nicht“, erinnert sie sich. „Er kam nach sechs Wochen schlimmer zurück als dahin. Das war für mich so eine schlechte Erfahrung.“
Erneut ist Antonia Derr verzweifelt und weiß nicht mehr weiter, gibt aber nie auf zu kämpfen. Unter anderem durch Zeitungsberichte über Roman und durch einen Müttertreff in Kaisersesch trifft sie schließlich immer wieder auf Menschen, die Roman und ihr von Herzen helfen wollen. Eine große Hilfe ist ihr seit dem Sommer 2021 auch die Gemeinnützige Initiative Lebenswert mit Sitz in Neuwied. Auch ihr Glaube und ihre zwei anderen Kinder geben ihr die Kraft nicht aufzugeben.
Der Antrag auf Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung(en), den Antonia Derr im Februar 2022 gestellt hat, um Romans Rund-um-die-Uhr-Betreuung in einer eigenen Wohnung zu ermöglichen, wird von der zuständigen Kreisverwaltung Mayen-Koblenz – Roman lebte zuletzt in Bendorf – im August 2022 zunächst nur auf Grundlage der ihnen vorliegenden Unterlagen abgelehnt. Nachdem sich die Kreisverwaltung bei einem Vor-Ort-Termin im Pflegeheim doch noch ein persönliches Bild von Roman gemacht hat, gibt sie im Dezember 2022 schließlich grünes Licht. Damit steht Romans Einzug in eine behindertengerechte Wohnung, die seine Mutter bereits im Sommer 2022 ganz in der Nähe ihrer eigenen Wohnung in Kaisersesch gefunden hat, endlich nichts mehr im Wege.
Am 4. Januar 2023 tritt Roman Derr zunächst aber noch eine bereits genehmigte neurologische Rehabilitationsbehandlung in der BDH-Klinik Vallendar an. Im Medizinischen Zentrum für Erwachsene mit Behinderung in Neuwied, wo Roman als Patient neurologisch betreut wird und wegen seiner Spastik regelmäßig Botox-Spritzen erhält, hatte man Antonia Derr gesagt, dass Roman Fortschritte macht und zeitnah zur stationären Rehabilitationsbehandlung gehen muss. „Ich bin den Leuten, die uns bei der Antragstellung für die Reha in Vallendar geholfen haben, so dankbar“, betont die alleinstehende Kaisersescherin.
Während seines zweiten Aufenthaltes in der BDH-Klinik wird Roman logo-, ergo- und physiotherapeutisch betreut. „Jeden Tag habe ich Therapeuten bei ihm gesehen“, so seine Mutter. Logopädin Aische Nowak fing an, mit Roman das Essen zu üben. „Er schiebt zum Beispiel schon einen Löffel mit Pudding oder Kartoffelpüree in den Mund“, weiß Antonia Derr. „Aber dafür, dass er selber hundertprozentig isst, ist es natürlich noch viel zu früh.“ Ebenso verhält es sich mit dem Rasieren. Es geht also nur in Mini-Schritten voran, aber es geht voran – das ist für Romans Mutter das Entscheidende.
„Frau Nowak hat sich auch richtig dafür eingesetzt, dass Roman einen Sprachcomputer für zu Hause bekommt“, berichtet Antonia Derr. Am 5. Juli wird das von der Krankenkasse genehmigte Hilfsmittel von der Herstellerfirma angeliefert. An diesem Tag wird es auch eine etwa dreistündige Einweisung geben, damit alle, die häufig bei Roman sind, wissen, wie das Gerät funktioniert und ihm bei der Bedienung helfen können.
„Ich bin so zufrieden mit Romans Aufenthalt in Vallendar. Immer, wenn ich eine Frage gehabt habe, waren Herr Dr. Nolden, Herr Dr. Ketter oder Frau Dr. Lindlau für mich da“, erzählt die Dreifachmutter. „Im Juni dürfen wir wieder einen Antrag für eine Intervall-Reha in der BDH-Klinik stellen. Und das mache ich natürlich.“
Am 16. März dieses Jahres ging es für Roman endlich in seine neue Wohnung in Kaisersesch, in der er mit zwei ungelernten Pflegekräften zusammenlebt, die seine Rund-um-die Uhr-Betreuung sicherstellen. Zudem kommen jeden Tag stundenweise examinierte Pfleger, mehrmals in der Woche auch Physio-, Ergo- und Logopäden. Sie alle hatte Mutter Antonia bereits im Juli 2022 „organisiert“. Mittlerweile hat die Familie auch endlich einen Hausarzt aus Kaisersesch gefunden, der Hausbesuche macht.
Ein von der Krankenkasse genehmigter Treppenlift macht es nun auch möglich, die Stufen im Eingangsbereich des Wohnhauses mit dem Rollstuhl ohne Probleme zu überwinden und die warme Jahreszeit draußen zu genießen.
Noch unabhängiger und mobiler würde Antonia Derr und ihren Sohn ein Rollstuhlauto mit Rampe machen. „Wir könnten so ohne Hilfe in den Zoo fahren oder einen Besuch beim Hausarzt wahrnehmen“, so die Mittfünfzigerin. Derzeit müssen sie für notwendige Fahrten noch einen Transporter bestellen, weil Roman immer noch liegend transportiert wird. Aber es gibt noch einen anderen großen Wunsch: „Mein Traum für Roman ist eine Delfintherapie“, erzählt Antonia Derr. „Vor Corona gab es sowas in Nürnberg. Jetzt habe ich gehört, es gibt ein Angebot in Frankreich. Vielleicht klappt das, weil weit reisen kann ich mit Roman nicht.“
Antonia Derr möchte gerne anderen Menschen helfen, die in eine ähnliche Situation wie sie geraten sind. Sie ist per E-Mail an antonia.derr@gmx.de erreichbar.
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